Briefe_schreiben

…ist eine Waffe!

Warum?

Für Inhaftierte gehört der Erhalt von Briefen zu den wenigen Lichtblicken im alltäglichen Grau des vor-sich-hin-Lebens in der Anstalt. Hinter den Mauern mit Stacheldraht, Wachtürmen und bewaffneten Schließer*innen gibt es kaum menschliche Nähe und Gefühle, sondern Unterordnung und der tägliche Kampf ums Überleben. Das Briefe-Schreiben ist eine Möglichkeit diese Mauern der Passivität, Kälte und Isolation zu durchbrechen. Es schafft Abwechselung und gibt die Möglichkeit die eigenen Gedanken zu erweitern.

Die Gefangenen sollen gebrochen werden, durch das Vorenthalten jeglicher Gefühle und menschlicher Nähe. Der regelmäßige Kontakt durch Briefe, Telefonate oder Besuche ist ein Weg, die durch die Strafvollzugsbeamt*innen exekutierte Fremdkontrolle über das eigene tägliches Leben zu durchbrechen.

Wie?

Für viele ist es ungewöhnlich fremden Menschen zu schreiben und von ihren Erlebnissen zu erzählen. Sie wissen nicht, was sie schreiben sollen und denken, dass sie mit dem, was sie aufs Papier bringen, den Menschen auf der anderen Seite der Mauern deprimieren könnten. Um „das Eis zu brechen“ halte den ersten Brief oder  Postkarte am Besten eher kurz, damit die Empfänger*innen nicht gleich überrumpelt werden: Schreibe ein paar Worte über dich und zu deiner Motivation des Schreibens. Falls du es für notwendig erachtest, schreibe welche Gruppe/Organisation du angehörst. Bedenke, dass die Briefe potentiell nicht nur von d* Adressat*in gelesen werden.

Bei Gefangenen in Untersuchungshaft werden mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit die Briefe/Postkarten von der Staatsanwaltschaft gelesen. In der Strafhaft ist dies nicht der Standart. Bei renitenten Inhaftierten ist es dennoch eher die Regel als die Ausnahme, ebenso das Verschwindenlassen von Briefen.

Nummeriere die einzelnen Seiten deines Briefs um vorzubeugen, dass einzelne Seiten „verloren“ gehen. Auch ist es sinnvoll die Briefe fortlaufend zu nummerieren und immer das aktuelle Datum reinzuschreiben. Dies hilft dabei zu erkennen, ob der Brief aufgehalten und die Auslieferung verzögert wurde. Liste außerdem alle Beilagen, wie Briefmarken, Broschüren, Zeitungsausschnitte o.ä. auf, denn auch solche Dinge verschwinden gerne mal.

Vergiss nicht auf den Briefumschlag deine Absendeadresse draufzuschreiben. Briefe und Postkarten ohne Absendeadresse werden meist nicht zugestellt. Wenn du gerne etwas schreiben möchtest, aber deine Adresse nicht angeben willst, kannst du  unsere Adresse verwenden. Falls du unsere Adresse verwendest und eine Antwort erwartest, setz dich mit uns in Verbindung, um zu besprechen, wie die Antwort zu dir gelangt.

Solidarity1803, Elsaßstraße 34, 50677 Köln

Unsere Briefe werden regelmäßig aufgehalten, gelesen, verzögert oder „verlegt“. Du kannst dir überlegen, den Brief per Einschreiben zu versenden. Bei Einschreiben notiert die Post ob und wann sie den Brief der JVA übergeben hat. Somit kannst du im Fall des Falles prüfen, auf welchem Wegabschnitt er „verschwand“.

Ab geht die Post <3

Writing letters is a weapon!

Why?

For prisoners receiving letters is one of the few bright spots in the everyday gray of prison life. Behind the walls of barbed wire, watchtowers and armed guards humane care and emotions are rare. Instead the logic of submission and the daily struggle for survival are ruling. Writing letters are a path to break through these walls of passivity, rationality and isolation. It allows distraction and to stretch the own mind.

The prisoners are aimed to be broken by locking out emotions and care. The regular contact through letters, phone calls or visits is a way to break through the heteronomy over the own daily life executed by the lockers.

How?

For many people writing to strangers and sharing life stories with them is uncommon. They don’t know what to write and fear they might depress the person Inside with what they write down. To „break the ice“ and not overwhelm the recipient keep the first letter or postcard brief: Write a few words about yourself and your motivation for writing. If you think it is necessary, write which group/organization you belong to. Keep in mind that the letters might not only be read by the addressee.

For prisoners in pre-trial custody it is very likely that the letters/postcards are read by the prosecution office. In execution of sentences this is not the standard. In the case of recalcitrant prisoners, however, it is still rather the rule than the exception, as well as the „disappearance“ of letters.

Number the single pages of your letter to prevent single pages getting „lost.“ Also always write the date of submission into your later, and number all the letters you send in consecutively. This helps to understand if the delivery of your letter was delayed. Also list all enclosures, such as stamps, brochures, newspaper clippings, etc., in the letter because such things also tend to „disappear“.

Do not forget to write your return address on the envelope. Letters and postcards without a return address are usually not delivered. If you like to write a letter but do not want to expose your address you can use our address. If you use our address and expect a reply contact us to agree on how the return letter reaches you.

Solidarity1803, Elsaßstraße 34, 50677 Köln

Our letters are regularly held up, read, delayed or „misplaced“. You might consider sending the letter by registered mail. With registered mail, the post office notes whether and when the letter was delivered to the jail. By that you can check under who’s competence the writing „disappeared“.

<3